
Depressionen
Alle Infos, Tipps und Tricks

Inhalt:
​
1. Was ist eine Depression?
​
2. Woran erkenne ich eine Depression? (Symptome)
​
3. Wie werden Depressionen diagnostiziert?
​
4. Was sind die Ursachen für Depressionen?
​
5. Wie werden Depressionen behandelt?
​
6. Wie sind die Heilungschancen mit Depressionen?
​
7. Lektüre
​
8. Anlaufstellen
​
​
=======================================================================================================================
​
​
1. Was ist eine Depression?
​
​
​
Laut Duden ist eine Depression „eine sich in tiefer Niedergeschlagenheit (und anderen), ausdrückende seelische Erkrankung“.
​
Medizinisch gesehen liegt aber noch ein bisschen mehr dahinter. Eine Depression beeinflusst sowohl Denken, Fühlen und Handeln der betroffenen Person, als auch deren Körperfunktionen. Zahlreiche psychosomatische Erkrankungen lassen sich auf Depressionen zurückführen.
Sie wird den affektiven Störungen zugeordntet, also einer Gruppe von Erkrankungen mit klinisch bedeutsamer Veränderung der Stimmungslage.
Eine Depression ist also nicht nur eine vorrübergehende "schlecht Laune", sondern eine ernstzunehmende und behandlungsbedürftige Erkrankung. Unbehandelt können Folgeschäden auftreten oder die Krankheit verchronifiziert sich (nimmt eine langfristige, nicht heilbare Form an), bis hin zum Suizid.
Depressionen sind an rund der Hälfte der jährlichen Suizide in Deutschland beteiligt.
Am Wichtigsten zu erwähnen sei, dass die Depression und ihre Symptome sich jeder Willenskraft und Selbstdisziplin des Betroffenen entziehen. Sie hat also absolut nichts mit persönlicher Schwäche oder Ähnlichem zu tun.
​
​
​
​
​
2. Woran erkenne ich eine Depression? (Symptome)
​
Laut ICD 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme -> englisch: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) sind die Symptome einer depressiven Episode folgende:
​
-
gedrückte Stimmung
-
verminderter Antrieb und Aktivität
-
verminderte Fähigkeit zu Freude, Konzentration und Interesse
-
gesteigerte Müdigkeit
-
Schlafstörungen
-
verminderter Appetit
-
beeinträchtigtes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
-
Gefühle von Schuld und/ oder Wertlosigkeit/ Unzulänglichkeit
-
Isolation, Gefühle von Einsamkeit, Verlust von Freunden
-
Gefühle innerer Leere
-
Stimmung verändert sich wenig, auch nicht durch Lebensumstände
-
somatische Symptome, wie wie Interessenverlust, Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief (extreme Schwierigkeiten frühs aufzustehen, sich zu motivieren und den Aktivitäten des täglichen Lebens, wie Körperhygiene oder Haushaltsaufgaben nachzugehen), deutliche psychomotorische Hemmung (verminderte Reaktionen auf andere Menschen, trotz innerer Unruhe), Agitiertheit (körperliche Unruhe, wie z.B. Zittern, Wackeln mit einzelnen oder mehreren Körperteilen, etc.), Appetitverlust, Gewichtsverlust und Libidoverlust (Verlust von sexueller Lust)
​
Die Anzahl und Schwere der Symptome bestimmt den jeweiligen Schweregrad der Depression. Es reichen schon zwei oder drei Symptome um eine Depression zu diagnostizieren. Das muss jedoch ein Arzt entscheiden. Doch dazu mehr im nächsten Abschnitt.
​
​
3. Wie werden Depressionen diagnostiziert?
​
Besteht der Verdacht auf eine Depression, sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden. Der Arzt untersucht dann euren körperlichen und psychischen Zustand und stellt die Diagnose Depression in der Regel dann, wenn mindestens zwei Hauptsymptome (depressive Stimmung, Interessenverlust, Antriebslosigkeit) und zwei Zusatzsymptome (siehe Punkt "Symptome") über zwei Wochen oder länger bestehen.
​
Im Internet kursieren diverse Selbsttests. Eine Selbstdiagnose allein ist jedoch recht unwirksam. Deshalb solltet ihr, wenn ihr das Gefühl habt ihr könntet unter Depressionen leiden stets zu eurem Hausarzt, Kinderarzt oder Facharzt gehen und ihm/ ihr die Situation schildern. Dort kann dann die Diagnose Depression gestellt werden und eine geeignete Behandlung in die Wege geleitet werden.
​
4. Was sind die Ursachen für Depressionen?
​
Es gibt verschiedene Ursachen für eine Depression. Welche im einzelnen Fall der Auslöser sind können nur in einer körperlichen Untersuchung und einer Psychotherapie herausgefunden werden. Mögliche Ursachen können sein:
​
-
geringe psychische Widerstandskraft (Resilienz); geringe Stresstoleranz; Hochsensibilität
-
Perfektionismus; Überforderung; Unterforderung; Einsamkeit; Unfähigkeit Gefühle zu äußern
-
traumatische Erfahrungen, wie z.B. Unfälle, Verlust nahestehender Personen, sexueller oder psychischer Missbrauch, Gewalterfahrungen, Mobbing, etc.)
-
Verlust von Eigentum, Wohnung oder Vergleichbarem
-
Verlust des Arbeitsplatzes
-
schwere/ chronische Erkrankungen
-
körperliche Entstellungen (z.B. Amputationen, Verbrennungen, OP Narben, etc.)
-
Schwangerschaft (postnatale Depression durch Veränderung des Hormonhaushaltes im Körper, geringer oder gestörter Schlaf, Veränderungen des Körpers während der Schwangerschaft, traumatische Geburtserfahrungen, etc. )
-
Medikamente (z.B. Antibiotika, Beta Blocker, Sexualhormone, Neuroleptika, etc.)
-
biochemische Veränderungen im Gehirn: Ungleichgewicht von Serotonin, Noradrenalin und Kortisol (Stresshormon)
-
genetische Veranlagung zu pschychischen Erkrankungen
​
5. Wie werden Depressionen behandelt?
​
Die Behandlung von Depressionen besteht im wesentlichen aus zwei Aspekten:
-
Medikamentöse Behandlung
-
Psychotherapeutische Behandlung
​
​
1. Medikamentöse Behandlung
​
Wie schon erwähnt ist eine Ursachen für Depressionen ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn. Medikamente können dieses Gleichgewicht wieder herstellen. Sie behandeln meist bestimmte Symptome, bzw. haben bestimmte Zielsetzungen, wie z.B. Stimmungsaufheller, Beruhigungsmedikamente, Schlafmittel, Antriebssteigerer, usw.. Entgegen der allgemeinen Meinung machen Antidepressiva selbst nicht abhängig (bei Beruhigungs- oder Schlafmitteln kommt es sehr auf das Medikament an). Sie haben jedoch auch einige Schwachpunkte.
​
-
die Wirkung der meisten Antidepressiva tritt erst nach etwa drei bis vier Wochen ein, die Nebenwirkungen jedoch schon wesentlich früher
-
Nebenwirkungen allgemein (je nach Medikament): Müdigkeit, Unruhe, Schwindelgefühl, Magenbeschwerden, Blutdruckschwankungen, Suizidgedanken, Schlafstörungen, Schwitzen, erhöhter oder verringerter Appetit, Libidoverlust (Verlust von sexueller Lust), Verdauungsbeschwerden, Stimmungsschwankungen, etc.
-
behandeln die Symptome, nicht die Ursachen
-
oft wirkt das erste verschriebene Medikament nicht und es müssen mehrere ausprobiert werden oder die Dosierung angepasst werden
-
ihr könnt sie nicht einfach absetzen, sondern meist wird die Dosierung langsam wieder verringert, was auch drei bis vier Monate dauern kann, bis das Medikament dann vollständig abgesetzt ist
​
Arten von Medikamenten bei Depressionen:
​
-
MAO-Hemmer (nicht-selektive irreversible Monoaminooxidase-Hemmer) -> heute eher selten verwendet
-
RIMA (selektive reversible Monoaminooxidase-A-Hemmer) -> heute eher selten verwendet
-
TZA und TeZA (trizyklische bzw. tetrazyklische Antidepressiva)
-
SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
-
NaRIs, DAS, SNaRIs und NaSSas (Antidepressiva mit unterschiedlichen chemischen Strukturen, die sich von den bis in die 1980er-Jahre entwickelten Antidepressiva unterscheiden)
-
Beruhigungsmittel
-
Schlafmittel
-
homöopathische Mittel (z.B. Johanniskraut, Baldrian, oder Ähnliche) -> nur bei leichten Depressionen
​
​
Zu beachten bei medikamentöser Behandlung:
​
-
Alle Fragen klären: lasst euch immer alles erklären, was ihr wissen wollt zu den Medikamenten. Fragt nach der Wirkweise, Nebenwirkungen, Alternativen, etc.. Nehmt nichts, von dem ihr nicht überzeugt seid, oder dessen Wirkweise/ Nebenwirkungen ihr nicht kennt. Und kennt immer eure Alternativen!
-
Lasst euch nichts aufschwatzen: solltet ihr euch gegen Medikamente entschieden haben (aus welchen Gründen auch immer), dann lasst euch von niemanden dazu überreden doch etwas "zu versuchen". Ihr kennt eure Beweggründe und dabei solltet ihr auch bleiben (außer natürlich jemand bringt Fakten an, die ihr noch nicht kanntet und die eure Meinung ändern).
-
Niemals eigenmächtig absetzen: Insbesondere Antidepressiva solltet ihr nie eigenmächtig absetzen, da sonst die Symptome der Depression plötzlich und verstärkt wieder auftreten können. Sprecht es immer mit eurem behandelnden Arzt ab, wenn ihr eure medikamente absetzen wollt.
-
Niemals selbständig die Dosierung anpassen: es können sonst Überdosierungen oder Rückfälle auftreten.
-
Sprecht auftretende Nebenwirkungen oder Depressionssymptome mit eurem Arzt ab: für die Behandlung ist es sehr wichtig dass ihr euren Arzt über jegliche Nebenwirkungen und Rückfälle informiert, damit er die Medikation notfalls anpassen kann.
​
​
2. Psychotherapeutische Behandlung
​
Die psychotherapeutische Behandlung möchte ich an dieser Stelle gerne nocheinmal in drei Unterpunkte aufteilen, da ich diese in meiner Therapieerfahrung so empfunden habe.
​
1. Gesprächstherapie (Einzel- oder Gruppentherapie)
​
In der klassischen Gesprächstherapie werden Ursachen für die Depression herausgefiltert und dann behandelt. Einen wichtigen Punkt der Therapie stellt auch die sogenannte Psychoedukation dar, in der den Patienten die Krankheit erklärt wird und er Fragen stellen kann. Psychotherapeuten sind meist spezialisiert auf eine bestimmte Therapieform, wie Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, kognitive Therapie, Interpersonelle Therapie oder Gesprächs- (Gruppen-) therapie.
​
Verhaltenstherapie: Verhaltensmuster werden analysiert; schädliche Verhaltensmuster werden verändert und förderliche gestärkt
Tiefenpsychologie: Erinnern und bearbeiten von Erlebnissen aus der Kindheit/ Vergangenheit
kognitive Therapie: Verändern erlernter, schädlicher Denkmuster
Interpersonelle Therapie: Ergründen zwischenmenschlicher Beziehungen, Lösung von zwischenmenschlichen Konflikten
Gruppentherapie: Gesprächstherapie in einer Gruppe, Teilen persönlicher Erfahrungen mit anderen Betroffenen unter Moderation eines Therapeuten -> Gefühl nicht allein zu sein mit Problemen -> steigert Motivation der Patienten
​
2. "Alltagsbewältigung"
​
Die von mir sogenannte Alltagsbewältigung ist ein Teil der Gesprächstherapie. Hierbei geht es darum Gewohnheiten im Alltag so zu verändern, dass man es schafft die Depression zu besiegen. Hier können z.B. Wochenpläne erstellt werden, Hobbies gesucht werden, Hilfestellungen bei zwischenmenschlichen Beziehungen gegeben werden oder auch problematische oder angstbesetzte Aktivitäten vorbesprochen werden.
​
3. Zusatztherapien wie Ergotherapie, tiergestützte Therapie, Bewegungstherapie/ Physiotherapie, etc.
​
Je nach Problemstellung können auch Zusatztherapien, wie Ergo-, Physio- oder Bewegungstherapie hilfreich sein. Informiert euch bei eurem Arzt oder Psychotherapeuten, welche Zusatztherapien für euch hilfreich sein könnten. Die Kosten übernimmt meist die Krankenkasse (gesetzliche Krankenkassen übernehmen keine Kosten für Heilpraktikerbehandlungen).
​
6. Wie hoch sind die Heilungschancen von Depressionen?
​
Wenn die Depression früh erkannt und behandelt wird, sind die Heilungschancen sehr hoch. Wichtig ist es in einer Psychotherapie die Ursachen herauszufinden und daran zu arbeiten. Auch ein Klinikaufenthalt oder eine Reha kann sehr hilfreich sein. Wichtig ist es Rückfälle sofort seinem Arzt mitzuteilen, damit frühzeitig eingegriffen werden kann. Unbehandelt kann sich die Depression chronifizieren. Dann geht es um Symptomlinderung und um den bestmöglichen Umgang mit der Krankheit. Hierbei kann eine Langzeitpsychotherapie und eine Medikamenteneinnahme helfen. Wichtig ist es Verantwortung für sich selbst zu übernehmnen, gut für sich zu sorgen und auch bei einer Medikamenteneinahme nicht nur darauf zu vertrauen, dass die Medikamente alles regeln.
​
7. Lektüre
​
"Mein schwarzer Hund - wie ich meine Depression an die Leine legte" von Matthew Johnstone
"Das Monster, die Hoffnung und ich - Wie ich meine Depression besiegte" von Sally Brampton
"Morgen ist leider auch noch ein Tag - Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet" von Tobi Katze
"Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burn-out" von Christina Berndt
"Ratgeber Depression: Informationen für Betroffene und Angehörige" von Martin Hautzinger
​
8. Anlaufstellen
​
Infotelefon Depression: 0800 / 33 44 533
Telefonseelsorge: 0800 / 11 10 111
Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche): 0800 / 11 10 333
Telefonseelsorge Österreich: 142
Telefonseelsorge Schweiz: 143
https://www.depressionsliga.de/
https://www.patientenberatung.de
https://ifightdepression.com/de/
http://www.kbv.de/html/arztsuche.php
https://www.psychotherapiesuche.de/
​
​
​
​